Freifunk für Flüchtlingsunterkunft

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Der Access Point in der Unterkunft, “ffgoe-hope”, wird permanent von vielen Clients genutzt. Hier wird eine Versorgungslücke gestopft.

Seit dem Wochenende ist die erste Göttinger Flüchtlingsunterkunft mit Freifunk versorgt.

Hier der Bericht des Freifunkers, der den letzten Stecker eingestöpselt hat:

…als ich an der Unterkunft die Linkqualität mit dem Tablet gemessen habe, wurde ich von drinnen verständlicher Weise skeptisch beäugt, denn es ist ja nicht normal,  dass im Halbdunkeln jemand mit Tablet bewaffnet um eine Flüchtlingsunterkunft läuft.  Ich habe dann die mich beobachtenden jungen Männer ans Fenster gewunken um mein Tun zu erklären. Als dann jemand gefunden war, dem ich auf Englisch erklären konnte,  was denn der Zweck meines komischen Verhaltens  war, schien die Freude riesig zu sein. “It is free? No passwort?” Große Dankbarkeit, als ich ihnen erklärte,  dass wir das für sie extra eingerichtet haben. Alle holten sofort ihre Smartphones raus und suchten nach dem Netz. Da waren es erst nur 4!

Den Erfolg konnte man nach kürzester Zeit im Graphen sehen. Stellenweise deutlich über 20 Nutzer.

Die Menschen in den Flüchtlingsunterkünften sind dringend auf Internet angewiesen. Sie leben in einem Land, dessen Sprache sie nicht beherrschen, müssen Asylverfahren durchstehen und mit ihrer Familie in der Heimat in Kontakt bleiben. Ohne Freifunk benutzen sie dafür Mobilfunk mit ihren Smartphones, was – wie jeder weiß – teuer ist.

Mit Freifunk können wir ganz einfach und ohne großes Risiko etwas von den im Überfluss vorhandenen Internetanschlüssen abgeben. Es ist beschämend, dass Flüchtlinge in unserem reichen Land vom Informationszeitalter ausgeschlossen bleiben. Dagegen können und müssen wir etwas tun.

Warum ist in Flüchtlingsunterkünften eigentlich kein Internet vorhanden, wenn die Bewohner es doch so gut gebrauchen könnten? Es ist wieder unsere deutsche rechtliche Spezialität: die Störerhaftung. Die Stadt scheut sich daher, den Flüchtlingen Internet bereitzustellen.

Und anstatt die Störerhaftung in der jetzigen Form abzuschaffen, plant unsere Regierung derzeit die Bedingungen sogar noch zu verschärfen. Wenn der Gesetzesentwurf des BMWi so wie vor Wochen vorgeschlagen Ende des Jahres umgesetzt wird, werden wir Freifunker noch viele Jahre teure und langsame VPN-Tunnel ins Ausland finanzieren müssen anstatt die Daten direkt in die Hochgeschwindigkeitsleitungen in Deutschland einspeisen zu können.

Wir haben in Göttingen noch zahlreiche andere Flüchtlingsunterkünfte. Wir bitten die Nachbarn dieser Häuser sehr herzlich, mit uns Kontakt aufzunehmen, damit wir dort ebenfalls Freifunk-Router aufstellen können. Wir sind sehr gerne bereit uns mit Euch zu treffen und genau zu erklären, warum das nicht gefährlich ist.

Wir wünschen uns viel mehr Unterstützung aus der Politik. Liebe Politiker – bitte versorgt nicht nur das Rathaus mit freiem WLAN. Denkt auch an die, die es wirklich nötig haben. In den Flüchtlingsunterkünften werden DSL-Anschlüsse benötigt. Wenn ihr die besorgt, sorgen wir dafür, dass diese störerhaftungsfrei betrieben werden.

Das Göttinger Tageblatt hat ebenfalls berichtet:

http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Goettinger-Freifunker-bieten-Fluechtlingen-kostenlosen-Internet-Zugang

3 thoughts on “Freifunk für Flüchtlingsunterkunft”

  1. Vielen Dank für Eure Erfahrungen.

    Wir haben genau das selbe vor in Dresden-Löbtau. Einen Nachbarn haben wir schon und es wird bald losgehen.

  2. Coole Aktion!

    Vielleicht können wir auch schon bald unsere Hilfe anbieten ;-)

    Macht weiter so!

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