Das Mesh-Netz hat am Montag (19.10.) eine magische Größe erreicht: 512 Nodes.
Das ist in der Informatik eine runde Zahl, und irgendwie ist ein Freifunk-Mesh-Netz unter anderem ja auch etwas Nerdiges. Binär sieht 512 so aus: 1000000000. Also eindeutig eine sehr runde Zahl. 512 bedeutet auch, dass wir die Größe unseres Netzes jetzt zum neunten mal verdoppelt haben (Anmerkung unseres Hausmathematikers).
Diese Größe hat das Netz innerhalb von 10 Monaten erreicht, wir sind im Januar 2015 gestartet. Wenn man mal überlegt, wieviele Tage das waren, fällt auf, dass das mehr als ein neuer Router pro Tag ist. Freifunk wächst in Göttingen und auch um Göttingen herum rasant. Das Netz wächst so schnell, dass wir mit dem Ausbau der Infrastruktur fast nicht hinterherkommen.
Zur Zeit betreiben wir vier Supernodes in drei verschiedenen Rechenzentren, die das Rückgrat des Mesh-Netzwerks bilden (also da einspringen, wo Router sich nicht per Funk erreichen können) und die Datenverbindungen ins Internet tunneln.
Zusammen werden diese Supernodes im Oktober ca. 40 Terabytes (TiB) Daten transferiert haben – wir müssen uns daher auf Probleme mit den Anbietern der Rechenzentren einstellen und noch mehr Server mieten, damit wir den Traffic pro Server reduzieren.
Wir haben Anfang Oktober den Verein “Netze ohne Grenzen” gegründet, der das Projekt fördern soll; er wartet zur Zeit auf Eintragung.
Gleichzeitig helfen wir bei der Versorgung von Flüchtlingsunterkünften. Wir reden mit unseren Lokalpolitikern im Stadtrat, weil wir möchten, dass Freifunk gefördert werden soll, aber auch mit Landes- und Bundespolitikern. Dazu müssen wir uns auch landesweit mit anderen Communities vernetzen.
Paradoxerweise müssen wir aber auch mit Politikern reden, weil aktuell kürzliche und anstehende Gesetzänderungen unser geliebtes Projekt gefährden: Die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung, der Firmware Lockdown durch die EU. Es schmerzt auch, mit ansehen zu müssen, wie öffentliche Funkfrequenzen versteigert werden, mit denen Freifunk viel effizienter laufen könnte. Darüber hinaus verschlechtert die große Koalition mit dem aktuellen Gesetzesentwurf zur Störerhaftung die Rechtslage gegenüber der jetzigen Situation und die Netzneutralität wird durch einen Vorschlag der EU-Kommission akut bedroht, der es Providern ermöglichen möchte, das Internet zu einem Zwei-Klassen-Netz umgestalten zu können.
Mit all diesen Entscheidungen vergibt die Politik die Chance, die hinterherhinkende Entwicklung freier Netze in Deutschland schnell und ohne Kosten voranzubringen.
Um Göttingen herum bilden sich Communities, denen wir gerne Starthilfe geben, z. B. indem unsere Supernodes mitgenutzt werden können: Witzenhausen, Hann-Münden, Duderstadt und Bad-Gandersheim. Zur Zeit berichtet das Göttinger Tageblatt über die Pläne von Geschäftsbetreibern mit Hilfe von Freifunk, flächendeckend WLAN für die Besucher der Innenstadt anzubieten. Das Netz wächst also stetig weiter und wir freuen uns schon auf die 210.
Freut mich, dass unser Netz schon auf gute 512 Nodes kommt :)
Als programmierer habe ich aber meistens mit der 1024 zu tun, also dem doppelten von heute.
Schauen wir mal wann wir das Ziel erreichen können.
Leider haben wir, wie im Artikel angemerkt, dank der Bundesregierung, der Telekom und nun auch dank der EU noch größere Hürden als bisher.
Ich finde es sehr bedenklich wohin die Reise dank dem enormen Einfluss der Lobby der Telekom und anderen ISPs hingeht.
Ich kann nur hoffen, dass die Gerichte, EuGH und Bundesverfassungsgericht, hier noch die Notbremse ziehen können wenn die Telekom und die Bundesregierung hier zu weit gehen.
Leider mache ich mir aber gerade um unser Bundesverfassungsgericht sorgen, da man hier scheinbar zukünftig nur noch Parteitreue Richter versuchen wird zu platzieren.
Die Zukunft ist also weder rosig noch gibt es große Hoffnungen auf Besserungen.
Es macht sich bei mir aber schon jetzt die Vermutung breit, dass die Telekom und Vodafone sich bald bei uns melden werden.
Da wir ja schon ordentlich Traffic generieren und der Grundgedanke des Freifunks der Telekom/Vodafone mit ihren “freien” WLAN ein Dorn im Auge ist, dürfte es nicht lange dauern bis wir hier durch aktives Drosselung angegriffen werden.
Dabei geht es aber mehr um die Drosselung von VPNs generell, da diese dank der “Netzneutralität” Regelung der EU auch als Spezialdienst gewertet werden könnte.
Wahrscheinlich wird es noch Jahre dauern bis diese Spezialdienste genausten definiert sind und somit die neuen Pläne der Telekom wieder aus der Welt geschafft sind.
Falls ihr die Grussel Geschichten noch nicht gehört habt:
http://blog.fefe.de/?ts=a8cc55f7
Vor dem lesen des Blog Eintrags von Herr Höttges aber stabil hinsetzen und eine Seelenbetreuung anrufen.
Martin
Nachtrag:
hier der richtige Artikel:
http://blog.fefe.de/?ts=a8ccf6e6
Aber der andere ist auch ganz interessant.
Martin